Bereits 1975 dokumentierte Walter Hotz in der Festschrift zum 500jährigen Jubiläum unsere Kirche. Wenn wir jetzt noch einmal über unsere Kirche schreiben, soll dieses nicht eine Wiederholung mit anderen Worten sein. Vielmehr wird dieser Aufsatz vorausgesetzt und an bestimmten Punkten weitergeführt. Während sich W. Hotz vorwiegend auf die Beschreibung des Gebäudes und seiner Geschichte beschränkte, soll jetzt der Versuch unternommen werden, auch theologische und symbolische Gesichtspunkte stärker herauszuarbeiten.
Wenn wir ein Kirchengebäude betrachten, müssen wir uns bewusst sein, dass wir bei ihm eine Architektur vorliegen haben, die über sich hinausweisen möchte auf einen höheren Sinn.
Während die ersten Christen völlig auf ein eigenes Kirchengebäude verzichteten, sondern sich wie es in Apg.2,46 heißt, in den Häusern trafen (»Und sie waren täglich und stets beieinander einmütig im Tempel und brachen das Brot hin und her in den Häusern, nahmen die Speise mit Freude und lauterem Herzen, lobten Gott und hatten Gnade bei dem ganzen Volk«), entwickelte sich relativ rasch eine Gebäudeform, die zum einen den Erfordernissen der Liturgie zu entsprechen hatte, zum anderen aber eine bestimmte theologische und symbolische Bedeutung übernehmen sollte. So war es gleichgültig, ob eine Kirche in der Form einer Basilika mit einem oder mehreren Schiffen, in der Form eines Kreuzes, als Zentralbau (wie St. Ludwig in Darmstadt), als Halle oder wie in modernen Kirchen als Gemeindezentrum errichtet wurde. Alles erhielt einen tieferen religiösen Sinn, der Außenstehenden oft nur schwer begreifbar zu machen ist.
Über viele Jahrhunderte hat sich der Grundriss einer Kirche an dem Tempel in Jerusalem orientiert mit seinem Vorhof, dem Heiligen und Allerheiligsten, das nur der Hohepriester betreten durfte. Das Heilige entspricht in unserer Kirche dem Kirchenschiff, in dem sich die Gemeinde versammelt, das Allerheiligste dem Chorraum, der in den katholischen Kirchen durch eine Chorschranke (Lettner) vom übrigen Kirchengebäude abgetrennt wurde. In ihm wird im Gottesdienst die Liturgie und die Eucharistie vollzogen und er ist ein Raum, der vorwiegend den Geistlichen vorbehalten ist. Die Rolle des Vorhofs übernahm der sog. Nartex, ein Vorraum, von dem aus die Ungetauften die Eucharistiefeier miterleben konnten; denn nur Getaufte durften und dürfen am Abendmahl teilnehmen.
Wenn Wenn wir den Grundriss unserer ev. Kirche in Groß-Zimmern betrachten, erkennen wir unschwer diese Dreiteilung wieder: das Kirchenschiff, in das der Turm hineinragt, den durch einen Triumphbogen abgetrennten Chorraum mit der Taufkapelle und der Sakristei. Nur erahnen lässt sich allerdings noch etwas von dem Nartex. Das Erdgeschoß des Turmes könnte noch etwas von der ehemaligen Funktion des Vorraums ahnen lassen. Aber als im 18. Jh. unser Kirchenschiff neu erbaut wurde, hatte der Vorraum seine Funktion längst verloren.
Hinter dieser Dreiteilung des Kirchengebäudes steckt die Vorstellung, dass es in der christlichen Gemeinde drei Gruppen gibt, die sich auf ihrem Weg zu Gott deutlich voneinander unterscheiden: der noch nicht Getaufte, das getaufte Kirchenmitglied und der Pfarrer/Priester, der in dieser Rangfolge an oberster Stelle steht als Mittler zwischen Gott und den Menschen. Deshalb wird auch dessen Bereich am kostbarsten ausgestaltet; denn hier ist der Gläubige Gott am Nächsten. Aus diesem Grund ist in der Mitte des Kirchenschiffs ein Weg - es ist eigentlich eine Prozessionsstraße - freigelassen, auf der sich die Gemeinde zu Gott hinbewegt, an dessen Ende und Ziel auch heute noch im römisch-kath. Gottesdienst die Vereinigung Gottes mit den Menschen in der Feier der Eucharistie stattfindet.
Der Chorraum drückt zum einen durch die Eucharistiefeier am Altar die unmittelbare Nähe Gottes aus, darüber hinaus macht die Gestaltung des gesamten Kirchenraumes - wie auch in unserer Kirche - deutlich, dass unser Gottesdienst eine Bewegung zu Gott hin ist. Die Gemeinde nimmt an dem Opfertod und an der Auferstehung Jesu teil, der, wie unsere Fenster dieses verdeutlichen, begleitet wird von den vier wichtigsten Aposteln und hinaufführen zu den vier Evangelisten, die das Lamm umgeben, und weiter zu Christus, die strahlende Sonne als End- und Zielpunkt unseres Lebens und unserer Welt.
Das Kirchengebäude wird so zum Abbild des himmlischen Jerusalem, wie es in Offb.21,10ff. beschrieben wird: »Und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, welches von Gott aus dem Himmel herabkam. Sie hatte den Strahlenglanz Gottes. Ihr Glanz war wie der köstlichste Edelstein, wie der kristallartige Jaspis. Groß und hoch waren die Mauern; 12 Tore hatte sie und über den Toren 12 Engel... Die Mauer der Stadt hatte 12 Grundsteine, auf diesen standen die 12 Namen der 12 Apostel des Lammes... Die Straßen der Stadt waren reines Gold, dem durchsichtigen Kristalle gleich... Die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des Mondes zu ihrer Beleuchtung; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie.«
Wenn wir ein Kirchengebäude betreten, gehen wir in einen Raum, der den Abglanz des himmlischen Jerusalem widerspiegelt. Seine Tore, die den Eingang zum Himmel bedeuten, seine Straßen in Form von Prozessionsstraßen (von unseren Brautleuten und unseren Konfirmanden wird der Mittelgang gerne zum Einzug bevorzugt), seine strahlenden Wände und besonders seine Fenster, die seit der Gotik mit ihrer Glasmalerei das göttliche Licht in die Kirche eindringen lassen und somit die feiernde und betende Gemeinde mit Gott »vereint«, geben ein deutliches Zeichen davon. Wir sollen schon jetzt etwas von der kommenden Herrlichkeit erleben.
Diese Tradition wurde und wird vor allem in den katholischen Kirchen gepflegt, während die evangelischen Kirchen sich sehr distanziert und auch kritisch gegenüber dieser Interpretation eines Kirchengebäudes äußerten.
Wenn wir den Grundriss unserer ev. Kirche in Groß-Zimmern betrachten, erkennen wir unschwer diese Dreiteilung wieder: das Kirchenschiff, in das der Turm hineinragt, den durch einen Triumphbogen abgetrennten Chorraum mit der Taufkapelle und der Sakristei. Nur erahnen lässt sich allerdings noch etwas von dem Nartex. Das Erdgeschoß des Turmes könnte noch etwas von der ehemaligen Funktion des Vorraums ahnen lassen. Aber als im 18. Jh. unser Kirchenschiff neu erbaut wurde, hatte der Vorraum seine Funktion längst verloren.
Hinter dieser Dreiteilung des Kirchengebäudes steckt die Vorstellung, dass es in der christlichen Gemeinde drei Gruppen gibt, die sich auf ihrem Weg zu Gott deutlich voneinander unterscheiden: der noch nicht Getaufte, das getaufte Kirchenmitglied und der Pfarrer/Priester, der in dieser Rangfolge an oberster Stelle steht als Mittler zwischen Gott und den Menschen. Deshalb wird auch dessen Bereich am kostbarsten ausgestaltet; denn hier ist der Gläubige Gott am Nächsten. Aus diesem Grund ist in der Mitte des Kirchenschiffs ein Weg - es ist eigentlich eine Prozessionsstraße - freigelassen, auf der sich die Gemeinde zu Gott hinbewegt, an dessen Ende und Ziel auch heute noch im römisch-kath. Gottesdienst die Vereinigung Gottes mit den Menschen in der Feier der Eucharistie stattfindet.
Der Chorraum drückt zum einen durch die Eucharistiefeier am Altar die unmittelbare Nähe Gottes aus, darüber hinaus macht die Gestaltung des gesamten Kirchenraumes - wie auch in unserer Kirche - deutlich, dass unser Gottesdienst eine Bewegung zu Gott hin ist. Die Gemeinde nimmt an dem Opfertod und an der Auferstehung Jesu teil, der, wie unsere Fenster dieses verdeutlichen, begleitet wird von den vier wichtigsten Aposteln und hinaufführen zu den vier Evangelisten, die das Lamm umgeben, und weiter zu Christus, die strahlende Sonne als End- und Zielpunkt unseres Lebens und unserer Welt.
Das Kirchengebäude wird so zum Abbild des himmlischen Jerusalem, wie es in Offb.21,10ff. beschrieben wird: »Und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, welches von Gott aus dem Himmel herabkam. Sie hatte den Strahlenglanz Gottes. Ihr Glanz war wie der köstlichste Edelstein, wie der kristallartige Jaspis. Groß und hoch waren die Mauern; 12 Tore hatte sie und über den Toren 12 Engel... Die Mauer der Stadt hatte 12 Grundsteine, auf diesen standen die 12 Namen der 12 Apostel des Lammes... Die Straßen der Stadt waren reines Gold, dem durchsichtigen Kristalle gleich... Die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des Mondes zu ihrer Beleuchtung; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie.«
Wenn wir ein Kirchengebäude betreten, gehen wir in einen Raum, der den Abglanz des himmlischen Jerusalem widerspiegelt. Seine Tore, die den Eingang zum Himmel bedeuten, seine Straßen in Form von Prozessionsstraßen (von unseren Brautleuten und unseren Konfirmanden wird der Mittelgang gerne zum Einzug bevorzugt), seine strahlenden Wände und besonders seine Fenster, die seit der Gotik mit ihrer Glasmalerei das göttliche Licht in die Kirche eindringen lassen und somit die feiernde und betende Gemeinde mit Gott »vereint«, geben ein deutliches Zeichen davon. Wir sollen schon jetzt etwas von der kommenden Herrlichkeit erleben.
Diese Tradition wurde und wird vor allem in den katholischen Kirchen gepflegt, während die evangelischen Kirchen sich sehr distanziert und auch kritisch gegenüber dieser Interpretation eines Kirchengebäudes äußerten.
Text und Abbildungen von Horst Schwarz